Eine Gruppe im Workshop-Setting Foto: ([andresr/E+]/Getty Images)

Perspektiven aus der
Wirtschaftswissenschaft

Frauen in Führung

Frauen in Führung

Die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen ist ein relativ bekanntes Thema und wird immer wieder in Politik und Medien diskutiert. Nichtsdestotrotz gibt es wenig Lösungsansätze.

Daher ist es wichtig, sich mit Geschlechterstereotypen auseinanderzusetzen, die dazu beitragen können, dass Frauen auf Führungsebenen immer noch wenig vertreten sind. Prof. Dr. Jürgen Weibler gibt zusammen mit Dr.* Sophie Rudolph einen Einblick in das Thema „Frauen in Führungspositionen“ und in welchen Situationen geschlechterstereotypes Verhalten Auswirkungen haben kann. In ihrem Gespräch wird die Thematik in Bezug gesetzt zu Filmen und Filmanalysen.

Quelle: FernUniversität in Hagen

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Warum sind Frauen in Führungspositionen
unterrepräsentiert?

Verschiedene Hypothesen deuten zwar unterschiedliche Gründe an. Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es allerdings noch nicht.

Um den Ursprung dieser Entwicklung zu hinterfragen, betrachtet eine Studie von Dr. Hendrik Sonnabend eine Hypothese zu Frauenfußball kritisch. In der folgenden Slideshow finden Sie 11 Kernsätze der Studie.  

Das Projekt wurde durch das Förderinstrument "Genderforschung" der FernUniversität Hagen finanziert.

Beteiligte Personen: Dr. Ulf Rinne (Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) Bonn) und Dr. Hendrik Sonnabend (FernUniversität Hagen). Rinne, Ulf & Sonnabend, Hendrik (2019). Female Workers, Male Managers: Gender, Leadership, and Risk-Taking, IZA Discussion Paper No. 12726, http://ftp.iza.org/dp12726.pdf

Foto: ([Catherine MacBride/Moment]/Getty Images)
Symbolbild für Entlohnung Foto: ([YS graphic/Moment]/Getty Images)
Fußballfeld Foto: ([Klaus Vedfelt/DigitalVision]/Getty Images)
Foto: ([Mike Harrington/Stone]/Getty Images)
Eine Arbeitsgruppe Foto: ([Hinterhaus Productions/DigitalVision]/Getty Images)

Frauen werden auf dem Arbeitsmarkt im Durchschnitt geringer entlohnt und sind in gesellschaftlichen Spitzenpositionen unterrepräsentiert.

Ein gängiger Erklärungsansatz aus der Arbeitsmarktökonomie für diesen Befund sind geschlechtsspezifische Unterschiede in der competitiveness (etwa: Freude am Wettbewerb) und der Risikotoleranz.

Ob dies aber auch für Frauen und Männer in Führungspositionen zutreffen muss ist angesichts von Selektionseffekten und Aufgabenspezifität unklar („expertise dominates gender“ - Hypothese). Zur Untersuchung dieser Frage nutzen wir die Quasi-Laborbedingungen des professionellen Fußballs, d.h. Daten aus der UEFA Women’s Champions League aus den Saisons 2009/10 bis 2017/18.

Dieses einzigartige Setting erlaubt es uns, die Risikotoleranz von Frauen und Männern in Führungspositionen—Trainer und Trainerinnen—anhand der Anzahl von Offensivspielerinnen zu messen. Auch in unserem Datensatz gibt es deutlich weniger Frauen, die ein Team führen (16,4% aller Coaches im Sample).

In aufwendigen Analysen und unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Kontrollvariablen können wir zeigen, dass in unserem Sample Frauen in der Tendenz sogar risikotoleranter als Männer sind. Betrachten wir nur jüngere Trainer und Trainerinnen, finden wir keine Unterschiede in der Risikotoleranz. Wir erklären dieses Resultat mit den speziellen Selektionsmechanismen des Frauenfußballs (u.a. langwährende Verbote und Diskriminierungserfahrungen, bessere Verdienstmöglichkeiten (für Trainer!) im Männerfußball).

Die „Männer gehen mehr Risiken ein und werden dafür mit Spitzenpositionen belohnt“ – Hypothese trifft auf unser spezielles Berufssegment nicht zu. Grundsätzlich sehen wir unsere Studie als Beleg dafür, dass das institutionelle Umfeld und die Spezifika von Arbeitsmärkten bei der Analyse von Geschlechterunterschieden unbedingt beachtet werden sollte.

Frauen sind nicht nur auf Führungsebenen weniger vertreten als Männer. Auch im Bereich MINT sind Frauen und Mädchen unterrepräsentiert. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede lassen sich unter anderem begründen mit unterschiedlichen beruflichen Interessen, schulischen Leistungen oder der Selbsteinschätzung von Jungen und Mädchen. Bereits in der Schulzeit gibt es Filter, die den beruflichen Werdegang von Schüler*innen beeinflussen können. Das folgende Interview gibt Aufschluss darüber, worin genau einer dieser Filter liegen kann.

Ein Team Foto: ([Indeed/ABSODELS]/Getty Images)

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Berufswahl

Die Bedeutung von gleichgeschlechtlichen Vorbildern

Ein Beitrag von

Zum Ende der Schulzeit stehen Schüler*innen vor der Herausforderung, sich für einen Bildungs- oder Berufsweg zu entscheiden. Obwohl eigentlich alle die gleichen Chancen haben sollten, sind Frauen in MINT-Studienfächern und Männer in Geistes- und Sozialwissenschaften unterrepräsentiert. Woran liegt das? Ursachen könnte es viele geben. Ein Filter könnten Vorbilder sein, mit denen sich Kinder und Jugendliche identifizieren und zu denen sie aufschauen können.

Aufgrund dessen stellt sich die Frage, inwiefern gleichgeschlechtliche Vorbilder einen messbaren Einfluss auf den Bildungs- und Berufsweg von Schüler*innen haben?

Eine erste Richtung für die Zukunft der Schüler*innen legt bereits die Wahl des Kursniveaus von Mathematik und Deutsch in der Sekundarstufe II fest. Vorbilder, die diesen Lebensabschnitt der Jugendlichen beeinflussen sind vor allem Lehrer*innen. Ein positiver Effekt lässt sich für Mädchen feststellen. Sowohl in Mathematik als auch in Deutsch wählen sie häufiger das schwierigere Kursniveau, wenn sie zuvor von einer Lehrerin in dem Fach unterrichtet wurden. Für Jungen hingegen deutet sich dieser Effekt lediglich im Fach Deutsch an.

Das Lehrpersonal entkräftet somit für die Schüler*innen die Geschlechterstereotype, wodurch Mädchen sich eher vorstellen können einen Bildungs- oder Berufsweg in MINT anzustreben.

Auch haben Eltern der Schüler*innen, die in einem MINT-Beruf tätig sind, einen positiven Effekt auf die späteren Berufsweg. Dabei ist der Effekt für Mädchen größer, wenn die Mutter in einem MINT-Beruf tätig ist, als wenn der Vater in einem solchen Beruf arbeitet.

Gleichgeschlechtliche Vorbilder haben demnach einen messbaren Einfluss auf den Bildungs- und Berufsweg.

Eine gleichgeschlechtliche Lehrperson und die Eltern stellen wesentliche Vorbilder dar, die vor allem den Berufswunsch der Mädchen stark beeinflussen können. Über diesen Einfluss sollten sich alle bewusst sein und dementsprechend handeln! Eltern haben einen Einfluss darauf, wie sich typische Rollenbilder ihrer Kinder entwickeln. Lehrer haben mitunter die größte Chance eine positive Lernumgebung zu schaffen. Dabei sind die Gleichbehandlung aller Schüler und die Vermittlung von Leidenschaft für die Fächer entscheidende Auslöser für Mädchen und Jungen, sich für einen geschlechtsuntypischen Bildungs- und Berufsweg zu entscheiden.