Menschen, die auf mehreren Passbildern unterschiedliche Gesichtsausdrücke zeigen. Foto: ([Flashpop/DigitalVision]/Getty Images)

Perspektiven aus der Psychologie

Psychologie der Geschlechter

Psychologie und Gender Studies - die beiden Fachdisziplinen scheinen einiges gemeinsam zu haben. Geschlechterstereotype und Geschlechterrollensozialisation sind nur zwei nennenswerte Forschungsfelder, welche die beiden Fächer miteinander vereinen: Welche Rollen werden uns von anderen zugeschrieben und welche Rollen übernehmen wir selbst aktiv? Welchen Einfluss hat dabei unsere Geschlechtsidentität? Wie gehen Menschen damit um, wenn sie aufgrund von Geschlechterstereotypen diskriminiert werden?

In Medien und der Popkultur werden diese Themen immer wieder aufgegriffen und vielfältig diskutiert: Inhalte von Geschlechterforschung und deren Bedeutung für das Alltagserleben wird dabei bestätigt, kritisiert oder auch parodiert.

Eine Frau mit ausgestecktem Arm als Stoppsignal Foto: ([Carol Yepes/Moment]/Getty Images)

„Ich wehre mich - darum!“

Warum sich Frauen gegen Diskriminierung im Alltag wehren
(Dissertationsprojekt Dr.in Anja Munder)

Ein Beitrag von

Eine Folge von Rollenzuweisung und Stereotypen ist die Diskriminierung von Menschen aufgrund des Geschlechts. Von besonderer Bedeutung ist dabei aber nicht nur das Erkennen von Diskriminierung im Alltag, sondern auch sich gegen diese zur Wehr zu setzen. Die Psychologie betrachtet in Bezug auf das Entgegenwirken die Ursachen und Hintergründe des Handels.

Welche Ziele verfolgen Frauen, wenn sie sich im Falle von Diskriminierung wehren und das Gegenüber konfrontieren? Und welche psychologischen und situativen Faktoren motivieren dabei? Diese Animationsvideo verbildlicht diese Forschungsfragen, mit denen sich Dr.in Anja Munder in ihrer Dissertation beschäftigt hat.

Quelle: FernUniversität in Hagen

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Im folgenden Abstract der Dissertation von Dr.* Anja Munder fasst die Hauptaussagen wie folgt zusammen: „Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit dem Phänomen der verbalen Konfrontation als Reaktion auf eine interpersonelle Diskriminierung. Bisherige Forschung hat Konfrontation als individuell motiviertes Coping-Verhalten der von der Diskriminierung betroffenen Person betrachtet. Dabei wurde davon ausgegangen, dass die betroffene Person die negativen Auswirkungen von Diskriminierung auf individueller Ebene wahrnimmt und daher versucht, die eigene Situation mittels Konfrontation zu verbessern. In aktuellen Ansätzen wurde diskutiert, dass sich eine Diskriminierung jedoch dadurch auszeichnet, dass nicht nur das betroffene Individuum einen persönlichen Nachteil erfährt, sondern dass gleichzeitig die soziale Gruppe als Ganzes abgewertet wird. Somit ist die von der Diskriminierung betroffene Person zusätzli ch durch diese gruppenbezogenen Auswirkungen betroffen und sollte daher bei der Konfrontation ebenfalls motiviert sein, mit diesen Auswirkungen umzugehen. Basierend auf Ansätzen zur Sozialen Identität wird Konfrontation in einem neuen Modell als Resultat unterschiedlicher motivationaler Prozesse beschrieben: 1) individueller Umgang mit den individuellen Auswirkungen der Diskriminierung, 2) Umgang mit der Abwertung der Gruppe als Form von Collective Action, 3) Umgang mit der Abwertung der Gruppe, indem die Person sich von der Gruppe distanziert.“ Munder, Anja 2020. Standing Up for Whom? A Social Identity Model for Targets’ Confrontation of a Discriminatory Incident Dissertation. https://doi.org/10.18445/20201203-143141-2

Symbolbild für Zusammenhalt Foto: ([Richard T. Nowitz/The Image Bank]/Getty Images)

Wir helfen anderen Menschen – warum?“ –
Geschlechterunterschiede im Hilfeverhalten im Kulturvergleich

Ein Beitrag von

Gesellschaftliche Diskriminierung sollten Menschen nicht nur bei eigener Betroffenheit bekämpfen. Im Sinne der Gegenseitigkeit ist es ebenso wichtig anderen Menschen zu helfen, die Diskriminierung erfahren. Stereotype, Vorurteile und Diskriminieren beschäftigen die Psychologie schon lange Zeit. Immer wieder wird dabei auch der Frage nachgegangen, ob sich bestimmte psychologische Mechanismen zwischen den Geschlechtern unterscheiden. Besondere gesellschaftliche Relevanz hat neben der Diskriminierung der Frauen auch die Frage, warum sich das Stereotyp der helfenden und sich sorgenden Frauen sich so hartnäckig hält. Reagieren Männer eher pragmatisch-handlungsorientiert und Frauen eher emotional-tröstend? Gibt es Unterschiede je nach Land und Kultur, abhängig davon, wie groß die Unterschiede in den gesellschaftlichen Rollenzuweisungen sind? Reagieren Männer eher pragmatisch-handlungsorientiert und Frauen eher emotional-tröstend? Gibt es Unterschiede je nach Land und Kultur, abhängig davon, wie groß die Unterschiede in den gesellschaftlichen Rollenzuweisungen sind?

Dr.* Laura Froehlich geht in einem internationalen Forschungsprojekt diesen Fragen nach. Im Interview mit Dr.* Verena Walpurger erläutert sie die auf den Gedanken der sozialen Rollentheorie basierenden Ideen hinter dem Projekt und stellt zentrale Ergebnisse vor.

Quelle: FernUniversität in Hagen

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Weitere beteiligte Wissenschaftler*innen des Projektes sind Prof.* Dr.* Andreas Glöckner und Dr.* Angela Dorrough (Social Cognition Center, Universität zu Köln) sowie Prof.* Dr.* Sarah Martiny und Maria Olsson (UiT The Arctic University of Norway).

Dorrough, A. R., Olsson, M. I. T., Froehlich, L., Glöckner, A., & Martiny, S. E. (2020). Does she compensate the victim while he punishes the perpetrator? No gender differences in anonymous economic games across 11 nations. Journal of Behavioral Decision Making. Advance online publication. https://doi.org/10.1002/bdm.2208

Froehlich, L., Olsson, M. I. T., Dorrough, A. R., & Martiny, S. E. (2020). Gender at work across nations: Men and women working in male‐dominated and female‐dominated occupations are differentially associated with agency and communion. Journal of Social Issues, 76(3), 484-511. https://doi.org/10.1111/josi.12390

Mögliche Unterscheidungen zwischen Männern und Frauen ergeben sich nicht nur in Form von Reaktionen und Handlungen. Auch sorgen Stereotype dafür, dass Menschen Männern und Frauen unterschiedliche Qualitäten und Fähigkeiten zuschreiben. Ein Beispiel dafür sind Führungspositionen. In ihrer Studie haben Dr.* Nadine Nett, Tillmann Nett, Dr.* Julia Englert und Prof.* Dr.* Robert Gaschler untersucht, mit welchem Geschlecht Menschen berufliche Positionen in Verbindung setzten.


Think scientists—think-male: Wissenschaft und Führung sind immer noch stärker mit Männern als mit Frauen assoziiert

Ein Mann am Konferenztisch. Foto: ([Klaus Tiedge & Tomas Rodriguez/Stone]/Getty Images)
Eine Frau füllt am Tisch ein Formblatt aus. Foto: ([Moyo Studio/E+]/Getty Images)
Ein Mann während einer Präsentation Foto: ([Tom Werner/DigitalVision]/Getty Images)
Eine Frau während eines Workshops Foto: ([PixelsEffect/E+]/Getty Images)

In unserer Studie haben wir die Eigenschaftszuschreibungen von Frauen, Männern, Wissenschaftler*innen und Manager*innen untersucht.

Frühere Untersuchungen ergaben, dass Männer im Vergleich zu Frauen ähnlicher zu Personen im Management gesehen wurden. Dies traf auch zu, bezogen auf Männer und Personen in der Wissenschaft.

Der Fragebogen, der für diese Eigenschaftsvergleichstudien verwendet wird, ist der Schein Descriptive Index (z.B. Schein, 1973, 1975).

In unserer Studien haben wir zum einen getestet, ob Männer im Vergleich zu Frauen immer ähnlichere Eigenschaftszuschreibungen wie Personen in der Wissenschaft und Personen im Management erhalten.

Hierzu ordneten wir die Eigenschaftszuschreibungen des Fragebogens sechs Faktoren zu.

Führend, Sozial, Akademisch, Anti-Sozial, Nachgiebig, Rebellisch

Wir fanden, dass Männer im Vergleich zu Frauen als ähnlicher zu Personen in der Wissenschaft und Personen im Management wahrgenommen werden.

So werden Frauen bei 54 Eigenschaftszuschreibungen von 92 (59%) anders als Personen in der Wissenschaft und anders als Personen im Management eingeschätzt. Männer werden aber hingegen nur in 17 von 92 (18%) Eigenschaftszuschreibungen anders als Personen im Management und bei 30 von 92 (33%) Eigenschaften anders als bei Personen in der Wissenschaft bewertet.

Die Frauen unterscheiden sich vor allem die hohen Werte bei sozialen Eigenschaften, aber niedrige bei Eigenschaften zur Führung.

Diese Ähnlichkeit der Eigenschaftszuschreibungen kann auch in Distanzen ausgedrückt werden.

Bezogen auf die höhere Distanz von Frauen zu Personen im Management als Männer, wird dies vom Stereotyp über Frauen genährt, während hingegen die größere Distanz von Frauen und Personen in der Wissenschaft vom Stereotyp des Wissenschaftler*in genährt wird.



Diese Forschungen zeigen, dass es in unserer Gesellschaft vielfältige Rollenzuweisungen, Stereotype, Vorurteile und Diskriminierung gibt, die wir durch Beiträge aus der Forschung verstehen lernen. Forschung so zeigt sich in den vielfältigen Beiträgen der Gender Days hat somit das große Potential gesellschaftliche Veränderungen mit zu tragen. Wie genau dies zum Beispiel auch zur Veränderung von Rechtsnormen geführt hat. Lesen Sie in der Story III – Perspektiven aus der Rechtswissenschaft.